„Ich habe gemerkt, wer ich wirklich bin“

Trans Menschen mit Behinderungen erzählen von ihren Erfahrungen
Eine Person schaut mit ernstem Blick in die Kamera. Sie hat kurze pinke Haare und trägt ein pinkes Shirt.

Geschrieben von

Lena, Peyj und Oliver
sind trans
und leben mit Behinderungen.

 

Wir erklären:
Was heißt trans?
Und wir haben
Lena, Peyj und Oliver gefragt:

Welche Erfahrungen macht ihr?

Was heißt trans?

Beim Trans-Sein geht es um das Geschlecht.

Menschen bekommen bei der Geburt ein Geschlecht.

Das heißt:
Andere Menschen sagen,
ob ein Baby ein Mädchen oder ein Junge ist.
Babys mit Penis
bekommen das Geschlecht: Junge.
Babys mit Vulva
bekommen das Geschlecht: Mädchen.

Aber beim Geschlecht geht es nicht nur um den Körper.

Es geht auch darum,
wie ein Mensch sich fühlt.
Manche Menschen merken später:

Ich habe nicht das Geschlecht,
das ich bei meiner Geburt bekommen habe.

Das nennt man: trans.
Zum Beispiel:
Eine Person hat bei der Geburt
das männliche Geschlecht bekommen.

Später merkt die Person:

Ich bin eine Frau.

Dann ist sie eine trans Frau.

Es gibt auch Menschen,
die nicht nur ein Geschlecht haben.
Sie haben männliche und weibliche Körper-Teile.

Das nennt man: inter-geschlechtlich.

Manche Menschen fühlen sich

nicht als Mann und nicht als Frau.

Das heißt: nicht-binär.

Eine Person schaut mit ernstem Blick in die Kamera. Sie hat kurze pinke Haare und trägt ein pinkes Shirt.

Lena, 57 Jahre,

lebt in Wien

 

Lena hat Seh-Behinderungen und

Hör-Behinderungen.

Lena ist eine trans Frau.

Lena erzählt:

Ich wusste lange nicht, dass ich trans bin.
Deshalb habe ich mich
als junger Mensch nicht wohl gefühlt.
Ich wollte mich mit Partys und viel Arbeit ablenken.

Später habe ich gemerkt:

Ich bin trans.
Ich habe dann das Hormon Östrogen genommen.

Hormone sind Boten-Stoffe im Körper.
Das Hormon Östrogen macht den Körper weiblicher.

Mit dem Östrogen habe ich mich ruhiger gefühlt.
Und meine Brüste sind von dem Östrogen gewachsen.

Da habe ich mich so frei gefühlt.

Als trans Frau erlebe ich aber oft Gewalt.

Und Menschen sagen schlimme Dinge zu mir.

Wegen meinen Behinderungen
kann ich mich oft nicht wehren.
Zum Beispiel,
weil ich Menschen nicht gut sehen
und nicht hören kann.

Ich will gerne behandelt werden wie alle anderen.

Und es ist wichtig,
dass es in einer Gesellschaft
viele verschiedene Menschen gibt.

Zum Beispiel:

  • Menschen aus verschiedenen Ländern

  • Menschen mit Behinderungen

  • trans Menschen.

Man kann sich nicht aussuchen, wer man ist

Eine Person schaut. mit ernstem Blick in die Kamera. Sie benutzt einen Rollstuhl. Sie hat kurze braune Haare und trägt eine braune Jacke.

Oliver, 25 Jahre,

lebt bei Hamburg

 

Oliver lebt mit der Krankheit Zerebral-Parese.

Die Krankheit macht zum Beispiel die Muskeln weniger beweglich.
Oliver ist ein trans Mann.

Oliver erzählt:

Ich habe seit meiner Geburt Behinderungen.

Mit 17 Jahren habe ich gemerkt,
dass ich trans bin.
Ich habe zuerst gedacht:

Beides geht nicht.
Ich kann nicht trans sein und Behinderungen haben.

Meine Eltern haben gesagt:
Du bist doch schon behindert.
Du wirst noch öfter schlecht behandelt

oder ausgeschlossen,
wenn Du auch noch trans bist.
Warum willst Du das?

Ich habe gesagt:
Ich werde wegen meiner Behinderung
sowieso oft schlecht behandelt.
Dann kann ich auch schlecht behandelt werden,

weil ich ein trans Mann bin.

Ich habe nicht entschieden,
dass ich trans bin.
Sondern ich habe endlich gemerkt,

wer ich wirklich bin.

Viele Veranstaltungen für trans Menschen
sind nicht barrierefrei für Menschen mit Rollstuhl.

Leider wissen viele Menschen mit Behinderungen
auch wenig über trans Menschen.
Deshalb fühle ich mich oft unsicher.
Ich wünsche mir mehr Verständnis in beiden Gruppen.

Das Foto zeigt eine Person, die zur Hälfte einen Bart trägt und zur Hälfte geschminkt ist. Die Person trägt eine Bluse und darunter ein schwarzes Top.

Peyj, 31 Jahre,

lebt in Wien

 
Peyj lebt mit Autismus und ADHS. Peyj ist trans,
inter-geschlechtlich und nicht-binär.

Peyj erzählt:

Bei meiner Geburt habe ich
das männliche Geschlecht bekommen.

Aber als ich ein Kind war,
hat sich mein Körper nicht so entwickelt

wie der von anderen Jungen.
Ich bin inter-geschlechtlich.

Deshalb hatte ich eine Operation,

als ich 8 Jahre alt war.
Aber niemand hat mich gefragt,

ob ich das will.

Und niemand hat mich gefragt,
welches Geschlecht ich sein will.
Ich fühle mich nicht als Mann und nicht als Frau.

Deshalb bin ich nicht-binär und trans.
Aber eigentlich mag ich solche Wörter nicht.

Viele Dinge sind schwierig für mich.

Zum Beispiel Besuche bei Ärzt*innen.

Ich glaube:

  •  Ärzt*innen nehmen mich nicht ernst.

  • Sie finden mich zu schwierig,

    weil ich trans und inter-geschlechtlich bin.

Ich falle immer auf.
Viele fremde Menschen schauen mich an.

Ich weiß oft nicht:
Sind Menschen vielleicht einfach neugierig?

Oder denken sie schlecht über mich?
Wegen meinem Autismus merke ich oft nicht,

ob Menschen mich schlecht behandeln.

Geschrieben Von

Arad Aramimoghaddam

und von 

Kristina Kobl

In Leichter Sprache von

Constanze Busch

Redaktion

Lisa Kreutzer

Fotografiert von

Arad Aramimoghaddam, Philipp Horak und

Eden Lara Wolf