Frederika Ferkova ist DJ in Wien. Im Gespräch mit andererseits erzählt sie von Wiens Technoszene, Corona und davon, was sie am liebsten an ihrem Beruf mag.

fredi ferkova_c David Alscher

Name: Frederika Ferkova
Abkürzung: Fredi
Alter: 28
HerkunftSlowakei, sie lebt seit 14 Jahren in Wien. Seit ihrem siebten Lebensjahr ist sie in Österreich und in Niederösterreich aufgewachsen.
DJ-Name: DJ befredigend

Sebastian Gruber: Warum magst du Techno? 

Frederika Ferkova: Das ist für mich so wie für jemand anderen Laufen, ich bekomme meinen Kopf frei, da kann ich mich richtig fallen lassen und vergesse meine Probleme und tauche in eine andere Welt ein. 

Wie ist es für dich ohne Clubs in der Corona-Zeit? 

Das Feiern ist für Veranstalter*innen besonders wichtig. Die haben es jetzt sehr schwer in der Corona Krise. Ich hoffe, dass die großen Clubs überleben, weil das ist nicht so einfach finanziell. Wir von hausgemacht haben den sehr großen Vorteil, dass sehr viele DJs einen Hauptjob haben. Aber finanziell schaut es im Moment sehr schrecklich aus. Die DJs machen zur Zeit viele Livestreams, aber mit hausgemacht machen wir keinen, da machen wir momentan Pause. 

Was denkst du über die Wiener Clubszene? 

Mit der Clubszene bin ich in “normalen Zeiten” eigentlich sehr zufrieden, aber ich wünsche mir längere Öffnungszeiten und ein wenig lockerer soll es sein. Gut wäre, etwas draußen zu machen wie in Berlin oder Zürich. Open Air zu machen und eine Veranstaltung im Freien zu machen ohne viele Behördengänge machen zu müssen.

Was gibt es daran auszusetzen? 

Ich finde, es sind zu viele ältere Männer und zu wenig jüngere Leute und besonders wenig Frauen an den Hebeln. Das stört mich sehr aber im Gegenzug freut es mich, dass wir in Wien so eine große Vielfalt haben an Downtempo und verschiedene Richtungen wie Deep House, Electro, Techno, usw. Das freut mich wirklich sehr und jeder hat sein eigenes Publikum, aber ich würde mir mehr Loyalität wünschen mehr Vernetzung untereinander, aber das läuft noch nicht so gut glaube ich. 

Und wer hat den Hebel in der Hand sind das DJs oder die Lokalbesitzer?  

Im Techno Bereich ist es so üblich, dass du, wenn du DJ bist, du auch Veranstalter bist. Ich bin bewusst nur Veranstalter und nicht auch noch DJ. Das Problem dabei ist, dass nur du am meisten dort spielst und du dich in den Vordergrund drängst und das ist mir unbegreiflich, denn sie glauben dann sie sind was Besseres und behandeln dich anders. Ich finde es gehören auch jüngere Leute an die Hebel und die nicht als Veranstalter auch noch als DJs auflegen und sich damit in den Mittelpunkt katapultieren.

Hat dich Techno schon immer Interessiert? 

Leider nein, ich war immer nur auf Rap und Hip Hop oder Pop und beim Fortgehen auch Goa und Trance. Jetzt bin ich nur noch in der Techno-Schiene und bin jetzt auch gewohnt, nur im Techno Bereich fortzugehen. 

Wie bist du Techno gekommen? 

Ich bin erst zum Techno gekommen als sich hausgemacht gegründet hat, vorher hab ich beim Fortgehen meist nur Goa gehört. Ich wurde damals vom Loft Besitzer Mike gefragt ob ich eine eigene Partyreihe machen möchte mit eigenen Veranstaltungen. Ich hab im Freundeskreis herumgefragt und alle, die ich gefragt habe, waren Techno DJs und so hatte es überhaupt begonnen, und dann hab ich eine Liebesbeziehung zu dieser Musikrichtung entwickelt und 2014 das Techno-Kollektiv gegründet. 

Was hört man deiner Meinung nach in Wien am meisten?

Beim Fortgehen am meisten so Deep House, Tech-House, Techno und Elektro 

Willst du auch vielleicht irgendwann auch in eine andere Richtung gehen? 

Nein das sicher nicht, weil mir gefällt die Szene sehr gut und mittlerweile ist das Kollektiv auch meine zweite Familie, weil die DJs sind so nett und lieb, und wenn ich keine Lust dazu mehr habe, habe ich auch keine Lust mehr Veranstalterin zu sein und dann wird das Kollektiv aussterben.

Und bekommt ihr auch finanzielle Unterstützung oder Förderungen?

Nein leider nicht. Wir wollten es dieses Jahr machen, weil es uns schon so viele empfohlen haben aber wir haben uns entschlossen, es doch nicht zu machen aber irgendwann schon, bis jetzt haben wir das was wir von Party zu Party verdient haben angespart und können so überleben. Wir sind jetzt ein Verein, ich habe eigentlich keine Lust, um Förderungen anzusuchen, weil ich glaube, dass man da Leute kennen muss, mit jemanden in der Politik “befreundet” sein müsste, damit man was bekommt. Ich will Party machen und nicht so mühsam um Förderungen betteln, das interessiert mich nicht

Warum ist das Feiern an sich so wichtig?

Weil du da die positivste Stimmung bekommst. Und weil du die Vernetzung im Leben brauchst.

Gespräch: Sebastian Gruber

Foto: hausgemacht/tearsofchiara