Diese Recherche ist in Zusammenarbeit mit der Investigativ-Plattform DOSSIER entstanden.
Mit sechs Jahren kam ich in die Volksschule. Es war eine integrative Lern-Werkstätte, die unter anderem nach dem Montessori-System funktionierte.
In meiner Klasse gab es Schüler·innen unterschiedlichen Alters. Und es gab Lernbegleiter·innen. Ihre Aufgabe war es, die Schüler·innen beim Lernen zu unterstützen. Sie standen nicht nur vorn an der Tafel, sondern halfen den Schüler·innen während des Unterrichts. Durch die Altersmischung halfen die Kinder auch einander. Es gab mehr Lehrpersonal in den Gruppen, meistens vier Lehrer·innen. Das gibt es ganz selten!
Wir Schüler·innen lernten dort selbstständig. Das war wirklich großartig. Dadurch, dass ich in der inklusiven Volksschule Freund·innen hatte, war ich in eine Gruppe eingebunden. Da haben Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam gelernt, und das war toll. Ich war glücklich.
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Später musste ich auf eine Sonderschule wechseln. Da hat für mich irgendwie nichts mehr funktioniert. Die Lehrerin war überfordert. Ich hatte keine Freund·innen mehr, und es gab einen Mitschüler, der mich die ganze Zeit geärgert hat und mir im Werk-Unterricht Löcher in die Kleidung geschnitten hat. Also bin ich auf eine Neue Mittelschule gewechselt, mit Integrationslehrer·innen.
Letztendlich habe ich dort meinen Abschluss gemacht. Ich durfte länger an der Schule bleiben als die anderen. Ich weiß, dass das gar nicht selbstverständlich ist. Jugendliche mit »sonderpädagogischem Förderbedarf« müssen das elfte und zwölfte Schuljahr beantragen. Wenn das nicht genehmigt wird, hat man Pech gehabt.
Mir war es sehr wichtig, gemeinsam mit Kindern ohne Behinderungen unterrichtet zu werden. Das bedeutet für mich Inklusion. Denn meiner Meinung nach haben alle Kinder sowohl das Recht als auch die Pflicht, in die Schule zu gehen. Egal ob sie eine Behinderung haben oder nicht. Mein Traum war es schon immer, als Kindergarten-Assistentin zu arbeiten. Das habe ich geschafft. Darüber bin ich sehr froh.

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- November, 2023
Geschrieben Von
Fanny Neumayr
In Zusammenarbeit mit
Redaktion
Lisa Kreutzer
Illustration
Gerhard Haderer
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