Zwischen zwei Welten

Wie Menschen mit Hör-Behinderungen die Welt wahrnehmen
Auf dieser Zeichnung schaut ein junges Mädchen mit ernstem Blick nach vorne. Sie trägt zwei Hörgeräte. Im Hintergrund sind bunte Farben. An den Rändern sind schwarz-weiße Buchstaben.

Geschrieben von

Lisa-Marie Lehner ist schwer-hörig.

Sie benutzt Hör-Geräte.
Sie hat sich deswegen lange geschämt.

Lisa-Marie wollte wissen:
Wie geht es anderen
Menschen mit Hör-Behinderungen?

Viele Menschen haben Lisa-Marie ihre Geschichten erzählt.

Ich bin schwer-hörig.
Ich benutze Hör-Geräte.
Mit und ohne Hör-Geräte ist die Welt

für mich unterschiedlich.

Zum Beispiel:
Mit Hör-Geräten kann ich hören,
wie Regen-Tropfen ans Fenster trommeln.
Ohne Hör-Geräte sehe ich Tropfen ohne Geräusch,

die Muster auf die Fenster-Scheibe malen.
Ich schaue den Regen-Tropfen gerne zu.

Mit Hör-Geräten kann ich zuhören,
wenn Menschen mit ihrem Mund sprechen.

Ohne Hör-Geräte höre ich das nicht.

Darum hatte ich ganz lange Angst.

Aber jetzt mag ich auch vieles an der Stille.

Wie geht es anderen Menschen
mit Hör-Behinderungen?

Die Zeichnung zeigt bunte Regentropfen, die an eine Scheibe hinunter rinnen. Sie sind in blauen und grünen Farben.

Auf Menschen und Gefühle achten

Viele Menschen mit Hör-Behinderungen haben mir erzählt:
Sie achten viel auf die Körper-Sprache von anderen Menschen.

Körper-Sprache ist zum Beispiel:

–  wie Menschen sich bewegen

–  die Gefühle im Gesicht

–  ob Menschen entspannt

oder aufgeregt sind.

Ein Mann hat mir erzählt,
dass er sehr gut auf Menschen und ihre Gefühle achten kann.

Ich finde das wunder-schön.

Hör-Geräte und Gebärden-Sprache

Manche Menschen haben mir gesagt:

Hör-Geräte sind wichtig für Selbst-Bestimmung.

Menschen können selbst entscheiden,
ob sie Gespräche oder Vogel-Zwitschern hören.

Manche haben gesagt:
Gebärden-Sprache lernen und sprechen
ist auch wichtig für die Selbst-Bestimmung.

Menschen mit Hör-Behinderungen

mussten lange darum kämpfen,
dass Gebärden-Sprache anerkannt wird.

Gehörlose Menschen in Österreich
und Deutschland durften in der Schule

lange nicht die Gebärden-Sprache nutzen.

Sie mussten lernen,
mit dem Mund zu sprechen
und die Lippen von anderen zu lesen.

Es gab Strafen,
wenn Kinder das nicht lernen wollten

oder lernen konnten.
Das lag daran:
Viele Menschen dachten,
dass die Gebärden-Sprache
keine richtige Sprache ist.
Aber das stimmt nicht.

In Deutschland wurde die Gebärden-Sprache

im Jahr 2002 als Sprache anerkannt.
In Österreich passierte das
im Jahr 2005.

Die Zeichnung zeigt bunte Regentropfen, die an eine Scheibe hinunter rinnen. Sie sind in blauen und grünen Farben.

Rücksicht nehmen und offen sein

Viele Menschen haben auch
von schönen Momenten erzählt.
Schöne Momente sind zum Beispiel,

wenn Menschen ohne Hör-Behinderungen hilfs-bereit sind.
Und wenn Menschen Rücksicht nehmen.

Das kann zum Beispiel so sein:
Nicht alle Menschen reden gleichzeitig.

Sondern sie reden nacheinander,
damit auch Menschen mit Hör-Behinderungen

alles verstehen können.

Es ist auch schön,
wenn Menschen Hör-Geräte
und andere Hilfs-Mittel gut finden.
Alle Menschen können viele kleine Sachen tun,

um auf andere gut zu achten.
Manchmal verstehen
Menschen mit Hör-Behinderungen etwas nicht.

Dann sollen andere Menschen
das nicht einfach nochmal sagen.
Sie sollen es besser ein bisschen anders erklären

oder beschreiben.

Und sie sollen darauf achten,
dass sie ihr Gesicht
Menschen mit Hör-Behinderungen zuwenden.

Dann können Menschen mit Hör-Behinderungen

Gefühle auf dem Gesicht sehen.
Und sie können manchmal
auch Worte von den Lippen lesen.

Alle Menschen sollen auch nach-fragen,

wenn sie etwas nicht wissen oder verstehen.

Und alle Menschen sollen gut zuhören,
wenn andere Menschen sagen:
Das brauche ich.

Geschrieben Von

Lisa-Marie Lehner

Redaktion

Clara Porak, Lisa Kreutzer

In Leichter Sprache von

Constanze Busch

Gezeichnet von

Lisa-Marie Lehner