In stressigen Situationen legt ihr Hund Bailey die Schnauze auf Annas Beine. Das beruhigt sie. Wenn Anna etwas herunterfällt, hebt Bailey es auf. Wenn es Anna sehr schlecht geht, bringt er ihr auf Kommando ein Notfall-Medikament. “Dank Bailey bekomme ich ein Stück meiner Unabhängigkeit zurück,” sagt Anna.
Anna hat chronische Krankheiten, die sie in ihrem Alltag einschränken. Hunde wie der braune Australian Shepherd Bailey können Menschen mit Behinderungen unterstützen. Sie helfen ihnen im Alltag. Sie geben Sicherheit.
Deshalb will Anna, dass Bailey ihr offizieller Assistenz-Hund wird. Als Assistenz-Hund hätte Bailey Zutritts-Rechte. Dann dürfte Bayley auch an Orte, an denen Hunde sonst oft nicht erlaubt sind. Zum Beispiel Supermärkte, Arzt-Praxen oder Museen.
Im Moment kann Anna ihren Hund Bailey aber nur mitnehmen, wenn es jemand aus Freundlichkeit erlaubt. Oder weil jemand Verständnis für ihre Situation hat.
Gute Idee, schlechte Umsetzung?
Dass Bailey wirklich Annas anerkannter Assistenz-Hund werden kann, ist momentan in Deutschland nicht möglich. Das liegt daran, dass in der neuen Verordnung nicht alles mitgedacht wurde. Seit 2023 gilt die Assistenz-Hunde-Verordnung. Sie besagt: Nur zertifizierte Schulen dürfen Assistenz-Hunde ausbilden. Zertifiziert heißt: Die Schulen bekommen die Erlaubnis für diese Ausbildung. Das soll die Ausbildung verbessern und dabei helfen, dass alle Hunde gleich gut ausgebildet sind.
Jürgen Dusel, der Behinderten-Beauftragte der Bundes-Regierung findet die neue Verordnung gut. Für Verkäufer*innen in Geschäften ist es wichtig, dass alle Hunde gleich gut ausgebildet sind. So können sie sicher sein, dass die Hunde für andere Menschen im Geschäft nicht gefährlich sind. Dusel glaubt, dass mehr Menschen die Hunde akzeptieren werden.

Das Problem: Es gibt in Deutschland keine fachliche Stelle, die eine solche Erlaubnis an Hunde-Schulen vergeben kann.
Deshalb kann Bailey seit zwei Jahren keine Ausbildung machen, die offiziell anerkannt ist. Er kann kein Kennzeichen für geprüfte Assistenz-Hunde bekommen.
Für die Verordnung ist das Ministerium für Arbeit und Soziales zuständig. ”Wir wollen, dass es möglichst bald zugelassene Assistenz-Hunde-Schulen gibt”, schreibt das Ministerium auf andererseits-Anfrage. Das Problem sei aber, dass es bis zur Zulassung der Schulen viel länger dauert als geplant.
Für Anna und viele andere Menschen mit Behinderungen ist das ein Problem. Ein- bis zweimal pro Woche treffen Anna und ihr Hund Bailey eine ausgebildete Hunde-Trainerin. In der Ausbildung lernt Bailey, wie er Anna am besten unterstützen kann. Genau wie ein Assistenz-Hund. Und Anna lernt, wie sie sich gut um einen Assistenz-Hund kümmern kann. Aber nach der Ausbildung darf Bailey trotzdem noch kein richtiger Assistenz-Hund sein.

Assistenz-Hunde-Verordnung: Keine schnelle Lösung
Parissa Chagheri vom Ministerium sagt: Weil es gerade keine offizielle Ausbildungs-Orte für Assistenz-Hunde gibt, überlegt sich das Ministerium eine Zwischen-Lösung. Assistenz-Hunde sollen an anderen Schulen ein offizielles Kennzeichen bekommen, wenn es an den Schulen strenge Regeln für die Ausbildung gibt. Für diese Zwischen-Lösung müssten Gesetze geändert werden. Deswegen müssen Menschen mit Behinderungen weiter warten. Einen Zeit-Raum für eine Lösung gibt es aber nicht.
Anna stört es, dass die Probleme mit der Zertifizierung nicht schneller gelöst werden. Es geht um Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen ihren Assistenz-Hund brauchen. Dass sie nie weiß, ob sie Bailey mitnehmen kann, macht sie einsam, sagt Anna. “Und es nimmt mir ein großes Stück Freiheit.”
Geschrieben Von
Nikolai Prodöhl
Redaktion
Lisa Kreutzer